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Forschung in Karlsruhe für eine neue Generation von Kernkraftwerken

Neue Atomforschung provoziert weitere Proteste; Foto: Wolfgang Oberacker

Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und am Joint Research Center Karlsruhe (JRC) der Europäischen Union werden seit Jahren — weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, aber gefördert mit Mitteln aus dem Bundesforschungsministerium und von EURATOM — Forschung und Entwicklung für neue Atomreaktoren vorangetrieben. Insbesondere am Joint Research Center Karlsruhe, dem ehemaligen EURATOM-Institut für Transurane (ITU), werden unter dem Label „Sicherheitsforschung“ Untersuchungen zum Verhalten von unterschiedlichen Thorium Flüssigsalz-Brennstoffen für Kernkraftwerke der 4. Generation im Rahmen des von EURATOM geförderten Projekts SAMOFAR durchgeführt.

Die Entwicklungsarbeiten an Thorium-Flüssigsalz-Atomreaktoren1 sind unter dem Gesichtspunkt der Weiterverbreitung von Atomwaffen (Proliferation) höchst gefährlich. Die Konstruktion von Flüssigsalz-Atomreaktoren, in denen auf wenige Prozente angereichertes Uran-235 oder ein Gemisch aus Uran-235 und Plutonium-239 als Brennstoffquelle dient, erfordert und ermöglicht eine Online-Wiederaufarbeitung der beim Betrieb entstehenden Spaltprodukte. Wird dem Hochtemperatur- Flüssigsalz-Brennstoff (600 — 800 °C) Thorium-232 beigegeben, so wird durch Neutroneneinfang das Isotop Thorium-233 erzeugt, das mit einer Halbwertszeit von 22,3 Minuten in der Flüssigsalzlösung in Protactinium Pa-233 umgewandelt wird. Protactinium Pa-233 kann im Rahmen der Online-Wiederaufarbeitung der Spaltprodukte chemisch in hochkonzentrierter Form abgetrennt werden. Es zerfällt mit einer Halbwertszeit von knapp 27 Tagen in spaltfähiges Uran-233. Der Bau einfacher Atombomben, wie eine am Ende des 2. Weltkriegs in Hiroshima/Japan zum Einsatz kam, ist den zukünftigen Betreibern solcher Atomreaktoren möglich. Diese Gefahr wird in nahezu allen Medien totgeschwiegen.

Thorium-Flüssigsalz-Atomreaktoren mit Online-Wiederaufarbeitung der Spaltprodukte können vermutlich in so kleinen Ausmaßen konstruiert werden, dass sie mobil auf Schiffen, in Eisenbahn-Waggons und auf LKW-Schwertransportern zum Einsatz gebracht werden können. Daher das große Interesse von Militärs für diese Reaktorlinie. Es gibt Planungen, diese Kleinen Modularen Reaktoren (SMR) in (kleinen) Serien zu produzieren. Die Überwachung dieser dann weltweit verkauften Reaktoren durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) erfordert erhöhten Aufwand für die Proliferationskontrolle.

Es darf nicht vergessen werden, dass die zivile Nutzung von Atomenergie in allen Nationen, die hierzu befähigt wurden, immer mit dem Hintergedanken verbunden war, Kenntnisse zur Herstellung von Atombomben zu sammeln. Das gilt im Rückblick für alle Staaten, die heute Kernwaffen besitzen, und auch für die Bundesrepublik Deutschland, die im vergangenen Jahrhundert dem frisch gegründeten Staat Israel nicht nur finanziell die Entwicklung von Atombomben ermöglicht hat.

Das „Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren“2 setzt sich dafür ein, dass die Gefährlichkeit der in Karlsruhe durch Forschung und Entwicklung unterstützten Thorium-Flüssigsalz-Atomreaktoren bekannt wird. Denn das EU-Projekt SAMOFAR, das im Juli 2019 abgeschlossen wird, wird als EU-Projekt SAMOSAVER für 48 Monate vom September 2019 bis September 2022 unter Beteiligung des KIT und des JRC weitergeführt werden.

1 Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) fördert die Entwicklung dieser Kernreaktoren, obwohl sie gleichzeitig von der UNO beauftragt ist, die Weiterverbreitung von Kernwaffen zu überwachen.

2 anti-atom-ka.de/das-karlsruher-buendnis-gegen-neue-generationen-von-atomreaktoren-stellt-sich-vor/

Dirk-M. Harmsen

PS: Wie goodnews4.de in Baden-Baden am 12.6.2019 berichtete, übertrafen auch 33 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zuletzt noch 56 % der in Forbach erlegten und untersuchten Wildschweine den Grenzwert von 600 Becquerel je Kilo, so dass das Fleisch aus dem Verkehr gezogen werden musste. RN

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/19

Stand des Artikels: 2019! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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