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Radschnellwege sind seit einiger Zeit in aller Munde. Erfunden in den 1980ern in den Niederlanden und erfolgreich auch in Kopenhagen und anderen Regionen will man nun auch in Deutschland auf diesen Zug aufspringen. Vorreiter sind die Metropolregion Hannover—Braunschweig—Göttingen—Wolfsburg und das Ruhrgebiet mit dem Radschnellweg RS1 zwischen Duisburg und Hamm auf einer alten Bahntrasse. 2014 brachte die FGSV das Arbeitspapier „Einsatz und Gestaltung von Radschnellverbindungen“ heraus, das Eigenschaften definierte: mind. 5 km lang, für 30 km/h (Kurven) und in der Breite für drei Fahrräder ausgelegt, Separierung von Auto- und Fußverkehr(!), unter Umständen kreuzungsfrei und weitere höhere Standards bei Linienführung und Bauart.
Auch die Landesregierung Baden-Württemberg will Radschnellwege fördern und hat Machbarkeitsstudien für konkrete Projekte auf den Weg gebracht und eine Potentialanalyse. Bis 2018 wird vom Land eine Projektstelle beim VCD-Landesverband gefördert. In diesem Rahmen wird auch ein Handlungsleitfaden erstellt mit Kriterien für diese Wege. Geld vom Bund gibt es auch, wenn die Wege mindestens 10 km lang sind und 2000 Radfahrten pro Tag erwarten lassen. Das Land will bis 2025 zehn solcher Radschnellwege fördern. Der Regionalverband hat zur weiteren Untersuchung drei Routen angemeldet: Söllingen—Wörth, Stutensee—Ettlingen(—Bruchsal) und Leopoldshafen—Rastatt(—Baden-Baden).
Schnelle Radwege wären gut für den Radverkehr, würden diesen fördern und sind in Zeiten des Pedelecs der richtige Weg. Bessere Fahrräder mit und ohne Motor machen den Radverkehr immer schneller und somit zur Alternative zu Autos. Aber ob das alles einfach wird? Nicht umsonst steht der Artikel nach denen zum Kraich- und Albtal-„Radweg“, die schon einen Vorgeschmack auf potentielle Probleme bieten. Einen solchen bietet auch der Versuch der Stadt Karlsruhe, für eine schnelle Route nach Weingarten einen Weg entlang der Bahn auszubauen, wo sie auf starken Widerstand der amtlichen Naturschützer trifft. Dieser Weg könnte auch Anlass des Zitates von Baubürgermeister Michael Obert gewesen sein im Zusammenhang mit der Anmeldung der o. g. Wege: „Es kann nicht sein, dass für Radschnellwege strengere Umweltvorgaben angelegt werden als für eine Landstraße.“ 4 m breite kreuzungsfreie Radwege (plus Gehweg daneben) in unserem dicht bebauten Umfeld unterzubringen wird knifflig. Dazu kommt die Belagsfrage: Schnelle Wege erfordern Asphalt. Eine Studie aus Mecklenburg-Vorpommern sagt aus, dass diese bzgl. Versiegelung gleichwertig zu (langsameren) wassergebundenen Decken (verdichtete Kieswege) sind. Naturschützer wenden aber ein, dass Asphalt schlechter bzgl. Querbarkeit durch Kleintiere sind (Aufheizung, Rauhigkeit etc.). Freiburg hat einen etwas anderen Ansatz mit „Rad-Vorrang-Routen“ mit geringeren Standards, davon wären evtl. mehr Verbindungen möglich. Unsere Hardtwaldalleen wären vorhandene und genutzte Beispiele. Man darf gespannt sein, was wann im Raum Karlsruhe umgesetzt wird.
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/17
Stand des Artikels: 2017! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.