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Nun hat auch Karlsruhe ein Parkleitsystem. Mit Technik für 1,1 Mio. Euro sollen lange, Abgase produzierende Autoschlangen vor den Parkhäusern und unnötiger Parksuchverkehr reduziert werden. Doch seinen Sinn erfüllt das System nur zu dem Zeitpunkt, wenn die Parkplätze in den Tief- und Hochgaragen knapp werden. Ansonsten besteht, wie meistens, eine Überkapazität an Stellflächen, während entlang den Straßen die letzen freien Ecken zugeparkt werden. Sind an Samstagen auch einzelne Tiefgaragen komplett belegt, so hilft das Parkleitsystem auch nicht weiter: Es bleiben die Schlangen vor dem Karstadt-Parkhaus, wenn gewartet wird, bis der nächste Parkplatz frei wird, um nach dem Einkauf den scheinbar langen Weg z.B. zum Friedrichsplatz zu umgehen.
Eine wirklich ärgerliche "Randerscheinung" des Parkleitsystems sind jedoch die Werbetafeln, die am Stadtrand für 5000 Parkplätze in der Innenstadt werben. Ein solches Schild steht sogar in unmittelbarer Nähe des Park&Ride-Platzes am Fächerbad, wo der KVV 300 kostenlose Parkplätze und den Umstieg auf die Straßenbahn anbietet. Hier zeigt sich ganz offensichtlich, dass die Verkehrspolitik der Stadt inkonsequent ist. Zum einen wird lobenswerterweise mit dem Ausbau des Straßenbahn- und Stadtbahnnetzes der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr ermöglicht. Zum anderen wird durch die Einführung des Parkleitsystems und die Reduzierung der Parkgebühren der Autoverkehr bis ins Zentrum der Stadt gelockt. Eine Verringerung der Belastung durch den Autoverkehr wird hierdurch sicherlich nicht gefördert.
Die Stadt argumentiert, den Interessen des Einzelhandels gerecht werden zu müssen. Die Erhöhung der Attraktivität der Innenstadt wird jedoch eher durch eine Verringerung des Autoverkehrs erreicht. Plätze werden zurückgewonnen, wenn Parkflächen unter freiem Himmel zugunsten der bestehenden Parkhäuser aufgegeben werden. Doch leider hört man hiervon derzeit nur wenig, so z.B. über den Stand der Planungen, den Parkplatz vor der Stephanskirche umzugestalten und dort einen Spielplatz für Kinder in unmittelbarer Nähe zur "Einkaufszone" einzurichten. Trotz vieler Diskussionen um die Zukunft der Fußgängerzone scheint die derzeitige Trennung des Europaplatzes von der eigentlichen Fußgängerzone durch den Autoverkehr in der Karlstraße auch weiterhin bestehen zu bleiben (Siehe auch: Autofreie Karlstraße: Mehr Platz zum Bummeln und Einkaufen). Die fußgängerfreundliche Umgestaltung der Stadt - zu der auch der Verbleib von Straßenbahnen in der Fußgängerzone gehört - sollte zusammen mit den wachsenden Möglichkeiten des öffentlichen Verkehrs, von der Stadtbahn bis zum ICE, im Mittelpunkt einer Marketingkampagne stehen.
Stadtmarketing ja, aber bitte nicht mit Werbung für die Fahrt mir dem Auto bis in die City.
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/03
Stand des Artikels: 2003! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.