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  Pro Bahn   

Großer Wurf für den Öffentlichen Verkehr

Geht ja doch! Personenzug 9.9.18 auf kaum genutzter Güterstrecke Mühlburg  —  Neureut. Nur moderner dürfte es noch werden ... Fotos: Heiko Jacobs
Radbus Hornisgrinde, gut, ansonsten Busse im Schwarzwald unzureichend
Aufgebockt statt reaktiviert: Strecke Rastatt  —  Haguenau bei Wintersdorf

Eine Antwort auf die Mitteilung des KVV „Gelingt der große Wurf“, BNN 13.8.2018

Ein wichtiges Ziel von PRO BAHN ist es, mehr Fahrgäste für den ÖV zu gewinnen. Denn ÖV ist Daseinsvorsorge und ein Beitrag zum Umweltschutz in all seinen Facetten (weniger Flächenverbrauch, weniger Zersiedelung, weniger Trennwirkungen, höhere Sicherheit, weniger Lärm, bessere Luftqualität) und sollte nicht ein Minimum an Komfort bieten, sondern ein Maximum. Ein nicht zu unterschätzendes Argument ist, dass das Zusammenleben der Menschen durch den ÖV gefördert wird.

Die Förderung des MIV steht diesen Zielen im Wege! Egal mit welchem Antrieb, die Konkurrenz des MIV verschlechtert das mögliche gute ÖV-Angebot.

PRO BAHN bemüht sich daher um eine Veränderung des Modal-Split, d. h. mehr Bahn und gleichzeitig weniger Autoverkehr.

Ein Schritt zum großen Wurf muss heißen: Werbung für den öffentlichen Verkehr:

Es muss mit allen Mitteln versucht werden, die Stimmung zugunsten des ÖV zu drehen. In den Köpfen der Bevölkerung und aller Vertreter von Einrichtungen muss der öffentliche Verkehr, Bahn, Bus, Straßenbahn, U-Bahn usw., einen deutlich größeren Raum einnehmen. Um dies zu erreichen, sollte von öffentlicher Seite eine dauerhafte Kampagne gestartet werden. Gleichzeitig ist es besonders wichtig, die Verkehrsunternehmen großzügig mit finanziellen Mitteln auszustatten. Wirtschaftliche Betriebsform darf nie zu Lasten der Fahrgäste gehen, d. h. es darf nicht so gespart werden, dass es der Fahrgast spürt oder noch schlechter, dass Fahrgäste dem ÖV den Rücken zuwenden oder potenzielle Fahrgäste abgehalten werden den ÖV zu nutzen.

Es kann nicht sein, dass bei den Problemen des Kfz-Verkehrs nur auf die Dieselabgase geschaut wird. Die Themen Landschaftsverbrauch und innerstädtischer Flächenverbrauch sind von viel größerer Wichtigkeit, denn sie bleiben bei der Lösung des Abgasproblems — der keine technischen, sondern Hindernisse der Akzeptanz, dass sie bezahlt werden muss, entgegenstehen — fortbestehen.

Reiseanbieter müssen ermutigt und darauf hingewiesen werden, dass es auch Bahnen gibt. Es kann nicht sein, dass bei fast allen Reisen, Ausflügen, Veranstaltungen u. v. m. die Anreise mit dem Auto oder Flugzeug angeboten wird und gleichzeitig immer wieder Hinweise auf Parkplätze gemacht werden. Der ÖV wird dagegen stiefmütterlich behandelt! Dazu muss sich einiges ändern.

Tarifmaßnahmen:

Ein u. E. völlig ungeeignetes Beispiel ist die Diskussion, ob die Scool-Card zukünftig in ihrem Geltungsbereich eingeschränkt werden soll. Das hätte geradezu einen gegensätzlichen Effekt. Wir erinnern an die Einführung der Umweltkarte in den frühen 1980er Jahren. Argumente für diese waren damals der günstige Preis als Netzkarte, die Übertragbarkeit, die Mitnahmeregelung. Alles, was zur Vereinfachung beitrug. Der Erfolg stellte sich ein. Ähnliche Argumente wurden für die Einführung der Scool-Card genannt. Aber leider bekamen allmählich wieder die Sparverwalter die politische Oberhand, so dass von der Umweltkarte nichts mehr übrig blieb. Noch nicht einmal mehr deren Name. Richtig ist, dass durch Einführung des KVV zehn Jahre später die Tarifstruktur einfacher und übersichtlicher wurde.

Notwendig wäre die Erweiterung der Angebote im Bereich Zeitkarten, um noch mehr Menschen an den ÖPNV in der Region zu binden. Für alle Gäste der Stadt sollte automatisch eine Netzkarte für drei Tage ausgegeben werden. Auch Fahrten zu Veranstaltungen sollten grundsätzlich im Eintrittspreis enthalten sein. Oder es gibt Ermäßigungen bei der Vorlage einer KVV-Karte, auch wenn dies für viele Netzkarteninhaber unbedeutend ist. Vielleicht schafft es der Einzelhandel, statt Erstattung der Parkgebühren, bzw. kostenlosem Parken, einen Anteil der Anreisekosten zu übernehmen.

Interessant wären mehr verbundübergreifende Angebote auch mit Frankreich; vergleiche die Vorschläge der Initiative Trans-PAMINA, bei der PRO BAHN Mitglied ist.

Netzgestaltung und Netzerweiterung:

Nach Inbetriebnahme der U-Bahn muss das ÖV-Angebot im Verbundbereich wesentlich besser werden. Die Vorteile der U-Bahn, z. B. kürzere Reisezeiten, müssen ausgespielt werden. Wo die U-Bahn wegen ihres eingeschränkten Netzes kein Angebot machen kann, muss weiterhin die Straßenbahn das Angebot übernehmen. Deshalb brauchen wir weiterhin oberirdische Gleise in der Kaiserstraße. Nur damit können auch alle Fahrwünsche befriedigt werden.

Die Aufgabe des KVV und seiner Träger muss sein, den ÖPNV regelmäßig zu verbessern, d.h. mehr Fahrangebote vor allen Dingen dort, wo keine guten Angebote bestehen. PRO BAHN listet deshalb Vorschläge für Netzerweiterungen auf, die teilweise auf bestehenden Gleisen verwirklicht werden können, teilweise aber auch Neubaumaßnahmen erfordern oder bei denen es offen bleibt, welches System zum Einsatz kommt.

Wenn man den Anforderungen der Gegenwart und der Zukunft gerecht werden will, ist es klar, dass immer wieder mögliche Verbesserungen im Netz in Angriff genommen werden müssen und nicht auf die lange Bank geschoben werden sollten. Unsere wichtigsten Vorschläge sind in der Liste rechts dargestellt.

Fahrkomfort und subjektives Empfinden, gefühlte Attraktivität:

Es ist wichtig, dass die Reisezeiten mit dem ÖPNV verkürzt werden. Die Abläufe einer Beeinflussung an Lichtsignalanlagen (LSA) müssen einen glatt verlaufenden Fahrtverlauf der beeinflussenden Bahn sicherstellen; Gegenteiliges ist heute der Fall. Bei vielen Ampeln wird die Bahn nach Anmeldung „A“ viel zu spät in den LSA-Umlauf einprogrammiert. Das Ziel sollte sein, für die Bahn rechtzeitig freie Fahrt zu schalten. Gegenwärtig wird die Bahn häufig zum Abbremsen, sogar bis zum Stillstand, gezwungen, statt ungebremst die Kreuzung passieren zu können. PRO BAHN setzt sich schon lange dafür ein, dass der ÖV an Ampeln bevorrechtigt wird. Dies würde die Reisezeiten verkürzen und gleichzeitig ein subjektiv positives Gefühl bei den Fahrgästen verursachen. Möglicherweise könnte bei einigen Linien der eine oder andere Umlauf eingespart werden.

Noch unattraktiver ist die Ampelsteuerung beim Busverkehr. Zwar gibt es auch dort an einigen LSA eine Anmeldung „B“, diese funktioniert aber als direkte Freigabe selten. Eher wird die parallele Grünphase verlängert. Ein „Großer Wurf“ wäre es, auch die Ampeln für den Busverkehr zu optimieren.

Bushaltestellen werden immer noch als Buchten gebaut, obwohl es bereits seit mehr als dreißig Jahren Konsens ist, nur noch Kaps zu bauen oder straßenbündig zu halten. Die jüngste „Bausünde“ dieser Art hat man in der Ottostraße getätigt. Dort wurden die Haltestellen zwar barrierefrei gestaltet, leider aber mit Buchten. Die Behinderungen der Busse durch den MIV sind deshalb dort an der Tagesordnung.

Auch bei Baumaßnahmen muss sich einiges tun. Wird eine Baustelle eingerichtet, steht selten der Fahrgast im Mittelpunkt. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass möglichst der Betrieb eingestellt wird, um ungestört und lange bauen zu können. Wie es dem Fahrgast ergeht, ist offensichtlich zweitrangig. Es gibt viele negative Beispiele. So wurde fast im gesamten Monat August das Durlacher Tor vollkommen abgehängt, ebenso die Haltestelle Hauptfriedhof in Richtung Innenstadt.

Haltestellen-, Fahrgastraum- und Sitzgestaltung beeinflussen das Komfortempfinden ebenfalls. Sehr unangenehm fallen die unergonomischen Sitze auf, die aus Brandschutzgründen frühere Sitzgenerationen ablösen, ebenso die zahllosen Sichtbehinderungen der jüngsten Fahrzeugbaureihen und die Behinderung der freien Sicht nach außen durch Werbung auf den Fenstern. Werden neue Fahrzeuge beschafft, sollte die Fahrgastfreundlichkeit an erster Stelle stehen. Auch dies wäre ein Beitrag, um mehr Fahrgäste zu gewinnen.

Paradigmenumkehr

Nicht der ÖV-Nutzer darf bemitleidet werden, sondern der Autonutzer. ÖV ist für alle Bevölkerungsgruppen da, nicht nur für Captive Riders (ohne Alternative zum ÖV), siehe als Vorbild die Schweiz. Dafür muss die Akzeptanz stimmen und diese hängt von der Annäherung an die Optima in allen Aspekten ab.

Gerhard Stolz , Willy Pastorini

Projektliste für „Großer Wurf für den ÖV“

Nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Besondere Priorität genießen die fett hervorgehobenen Projekte

ÖPNV in Stadt und Umland

Gesamtkonzepte

Maßnahmen im Tramnetz

Maßnahmen im Zweisystemnetz

Maßnahmen im Eisenbahnnetz

Maßnahmen im Busnetz

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/18

Stand des Artikels: 2018! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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