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Vergleich: Vorher / Nachher
Fotos: Johannes Hertel

Baustellentourismus in Karlsruhe

Das kannte man nur von Großbaustellen wie dem Potsdamer Platz in Berlin: Passanten bleiben stehen, um staunend Bauarbeitern bei der Arbeit zuzusehen, andere kommen sogar extra her, um gebannt dem Fortgang der Arbeiten zu folgen. Und das alles nur, weil ein doch eher überschaubares Stück von ungefähr 100 Metern Straßenbahngleis ausgetauscht wird. Die Tatsache des Gleiswechsels ist an und für sich keine Besonderheit, das ganze Jahr über werden irgendwo im weit verzweigten Karlsruher Straßenbahn- und Stadtbahnnetz abgenutzte Schienen durch neue ersetzt. Doch dieses mal war alles ein bisschen anders.

Zum einen erfolgte der Gleiswechsel in der Fußgängerzone zwischen Wald- und Herrenstraße zum ersten Mal nicht bei laufendem Betrieb, das heißt, die Strecke wurde für zwei Wochen voll gesperrt. Zum anderen wurde beim Einbau der Gleise ein vollkommen neues Bauverfahren erprobt:

Nach Entfernen der alten Schienen wurde der Untergrund ausgebaggert und dann eine 30 cm dicke Tragschicht eingebracht. Darauf kam dann der eigentliche Clou, nämlich der Einbau von 40 cm dicken, 4 m langen und 2,90 m breiten Betonfertigteilen, die mit Hilfe von Kranwagen eingesetzt wurden. Das war dann auch das Schauspiel, das so viele Bewunderer anzog. Jedes dieser Teile wog 11 Tonnen und wurde von den Arbeitern passgenau an seinen zukünftigen Platz gesetzt, was zum Teil die Zuschauer sogar zu spontanem Applaus hinriss. Danach wurden die vorher verschweißten neuen Schienen in die dafür vorgesehenen Spurkanäle eingelassen und in ein Kunststoffbett verklebt. Für die gesamte Umbaumaßnahme waren zwei Wochen angesetzt worden, letztendlich war man dann sogar einen Tag früher fertig als geplant.

Bei der gesamten Maßnahme handelte es sich um ein Pilotprojekt im Rahmen des Forschungsvorhabens “Urban Track”, das von der Europäischen Union durchgeführt und gefördert wird. Ziel dieses Projektes ist es, die Entwicklung und Erprobung innovativen, standardisierten und kostengünstigen städtischen Schienenverkehrs voranzutreiben. Hierfür werden in 13 verschiedenen Städten Europas (unter anderem Barcelona, London und Bremen) Lösungen für verschiedene Anwendungsgebiete gefördert und untersucht.

Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe versprechen sich von der Maßnahme verschiedene Vorteile:

  1. Beschleunigung von Umbauarbeiten, insbesondere bei verkehrlich schwierigen Gleisabschnitten
  2. Verringerung der Fahrgeräusche durch bessere Dämmung der Gleise
  3. Verminderung der Folgekosten durch bessere Bodenstabilität. Die neue Oberfläche zwischen den Schienen sieht zwar fast genau so aus wie der alte Pflasterbelag, kann sich aber nicht mehr absenken und Stolperfallen bilden, da die neuen “Pflastersteine” nur in die Fertigteile eingeritzt und aufgedruckt sind.
  4. Wiederverwendbarkeit der Fertigteile, zum Beispiel, wenn es dann tatsächlich so weit kommen sollte, dass im Zuge der Kombilösung die Schienen aus der Fußgängerzone wieder entfernt werden müssten.

Die Verkehrsbetriebe äußerten sich sehr zufrieden über den zügigen Ablauf der Umbaumaßnahme und sind der Überzeugung, dass sich die — trotz Förderung der EU — entstandenen Mehrkosten auf Dauer amortisieren werden.

Jörg Maurer

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/07

Stand des Artikels: 2007! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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