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Ressourcen schonen!

Mehr Steinkohleverstromung im Rheinhafen; F.: Jacobs
Sachen tauschen und verschenken statt wegwerfen schont Ressourcen (dieser Artikel) und passt zu einem nachhaltigen Lebensstil (nachfolgender Artikel); Foto: Mari Däschner

Zum Glück haben inzwischen die meisten Menschen erkannt, dass unser aller Lebensgrundlagen massiv bedroht sind. Der CO2-Ausstoß muss verringert, die Ressourcen geschont und die biologische Vielfalt erhalten werden, so weit besteht gesellschaftlicher Konsens. Leider wurde vor allem in der jüngsten Vergangenheit eine bequeme Lösung durch technische Neuerungen und einfache Änderungen in Aussicht gestellt, bei der wir so weitermachen könnten wie bisher. Erneuerbare Energien statt Kohlekraftwerke, E-Autos und Bio-Landwirtschaft, und schon wäre alles gut. Gerade aus der Politik kamen von allen großen Parteien diese falschen Signale. Dabei müssen zwingend vor allem Ressourcen eingespart werden. Ressourcen fasst hier alles zusammen, was die Erde uns bietet: Land, Wasser, Luft, Energie, Rohstoffe und biologische Vielfalt.

Die aktuelle politische Lage macht vielen jetzt recht plötzlich und schmerzhaft bewusst, wie sehr unser Wohlstand auf die Ausbeutung fossiler Brennstoffe und anderer Rohstoffe aufgebaut ist. Dabei wird verdrängt, welche fatalen Auswirkungen die Ausbeutung der Rohstoffe auf die Menschen der betroffenen Länder hat, nicht nur in Russland. Korruption, Gewalt und Zerstörung der Lebensgrundlagen findet überall in verheerendem Ausmaß statt. Auch in der Bundesrepublik war der Kohle-Bergbau im letzten Jahrhundert von massiven Umweltverschmutzungen und Korruption begleitet. Die massive Klimaschädlichkeit betrifft alle global.

Jetzt endlich werden Einsparungen gefordert, vor allem bei Gas, Öl und Strom, immerhin ein Anfang. Nun gehören die Leser und Leserinnen der u&v sicher zu den Menschen, die schon lange auf einen nachhaltigen Lebensstil achten. Die meisten von uns sind ziemlich frustriert, wie schwer es ist, andere Menschen zum Mitmachen zu gewinnen.

Überzeugen kann nur, wer ehrlich, auf Augenhöhe und ohne moralische Überlegenheit kommuniziert. Zu ehrlich gehört, dass jeder bei seinem umweltfreundlichen Verhalten eine eigene Auswahl trifft. Vieles fällt sogar leicht, manches ändert man aus Überzeugung, aber bei den meisten bleibt doch ein beträchtlicher Ressourcenverbrauch bei Sachen der eigenen Lebensgestaltung, auf die man nicht verzichten möchte. Ob man, wie mein Mann und ich, den Platz in der großzügigen Wohnung genießt, Freunde in fernen Ländern treffen möchte und mit dem Flugzeug hinreist oder kurze Alltagswege mit dem Auto fährt, es gibt keine Wertigkeit der verursachten Belastungen. Dazu sollte man stehen und sich auch nicht gegenseitig kritisieren, nach dem Motto „die große Wohnung brauche ich, weil..., aber du fliegst unnötig“ — „aber nein, ich muss fliegen, weil..., deine Wohnung ist unnötig groß“. Jeder hat andere Bedürfnisse. Wie wäre es gemeinsam zu diskutieren, wie die große Wohnung gut genutzt werden kann, wie die Reise so gestaltet werden kann, dass viel Zeit gemeinsam verbracht wird, und für wen man bei den Autofahrten Dinge mit erledigen kann?

Auf Augenhöhe heißt z. B. ärmere Menschen nicht für ihre Lebensgestaltung kritisieren. Arme Menschen haben von alleine einen geringen Ressourcenverbrauch, da sie sich viele Ressourcen gar nicht leisten können. Da gilt es, viel Schönes gemeinsam zu machen und dabei mit wenigen Ressourcen auszukommen.

Moralische Überlegenheit drückt der Chef des ZKM Peter Weibel aus, wenn er angesichts des Stromverbrauchs von insgesamt 864 kWh ( = Halbjahresverbrauch eines sparsamen 2-Personen-Haushalts) für die Projektoren an den 30 Abenden der Schlosslichtspiele sagt „Medienkunst ist keine Energieverschwendung, sondern speist die Energie des Lebens.“ (BNN vom 16.8.2022). Es gibt viele gute Argumente für die Schlosslichtspiele, etwa dass alle unabhängig vom Geldbeutel Kultur gemeinsam erleben können, dass für diejenigen, die nicht verreist sind, etwas Spannendes in der Stadt angeboten wird oder dass der Stromverbrauch pro Besucher geringer ist, als wenn jeder zu Hause Netflix gucken würde — aber es ist sicher kein Argument, dass der Kunst per se mehr Ressourcen zustehen als anderen Bereichen.

Mit einem bewussten, ehrlichen und solidarischen eigenen Ressourcenverbrauch kann man gut und nachhaltiger leben und hoffentlich auch andere überzeugen. Überzeugungsarbeit braucht einen langen Atem und viel Geduld, ist aber oft erfolgreicher als es uns im Augenblick scheint.

Zum Schluss bleibt die dringende Forderung an die Politik, Ressourcen schonendes Wirtschaften zu fördern und auch zu erzwingen, z. B. durch Gesetze, Besteuerung und Subventionen. Unbedingt sind dabei die Menschen zu unterstützen, für die die damit verbundenen Teuerungen eine besondere Härte bedeuten.

Ute Rieger

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