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Passagehof, Karlstraße und Europaplatz

Reallabore in Karlsruhe und mehr

Impressionen vom Reallabor nördliche Karlstraße:
Kontraste ...   Fotos: Heiko Jacobs
Leseecke Prinz-Max-Palais, dahinter Außengastronomie
 
Viel Grün auf dem „Münzplatz“(?) wäre möglich
Dort neben der Postgalerie würde die neue Haltestelle entstehen, nur weiter rechts als heute, dort wäre dann wohl weniger Grün als heute bzw. während des Labors.
Das Kaiserplatz-Dreieck wäre ohne Autos viel schöner.

Es tut sich was in der Karlsruher Innenstadt: Im Sommer 2022 fanden für Tests zur Aufwertung der City zwei Reallabore statt. Sie gehören zum Projekt „Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt (ÖRMI)“, hinter der Karlstr. steckt aber auch ein ÖV-Projekt.

Im Passagehof findet man verschiedene Nutzungen. Immer mehr Gastronomie macht ihn zum Treffpunkt, andererseits wird auch noch viel geparkt, legal und illegal im verkehrsberuhigten Bereich, wo man nur auf markierten Plätzen parken dürfte, und es gibt Poser-Durchgangsverkehr, den man inzwischen nachts durch einen Poller versucht zu reduzieren, wenn der denn immer funktionieren würde.

Für das Reallabor wurden die Parkplätze deutlich reduziert und dafür provisorische Sitzecken installiert, zum einen mit den von anderen Stellen schon bekannten gelben Plastikteilen, zum anderen auch ein Holzkonstrukt, dass sowohl als kleine Bühne, als auch als Sitzgelegenheit genutzt wurde.

Nach meinen Beobachtungen als Innenstadtbewohner, der zum Einkaufen öfters durch den Passagehof lief, wurden diese nichtkommerziellen Sitzgelegenheiten rege zu etlichen Zeiten zum Aufenthalt unter den großen alten Bäumen genutzt. Dieses Reallabor kann man als Erfolg betrachten, ein Umbau brächte einen großen Gewinn für die innerstädtische Aufenthaltsqualität. Das scheint auch die Meinung aller Fraktionen zu sein, einige hätten den Versuch am liebsten sofort weitergeführt.

Anschließend wurde das Mobiliar in die nördliche Karlstraße verlegt für das nächste Reallabor: die Sperrung in der nördlichen Karlstraße zwischen Amalien- und Stephanienstraße. Nur noch Anlieger inklusive Lieferverkehr durften rein. In Höhe Stephanplatz wurden für Grün und Mobiliar etliche Parkplätze aufgehoben und die Taxis verlegt, weiter nördlich gab es weitere Installationen statt Parkplätze, wie eine Leseecke vor dem Prinz-Max-Palais, bestückt von der dortigen Jugendbibliothek, und Außengastronomie. Auf fast ganzer Länge wurden kleine Bäume in Töpfen aufgestellt. Radverkehr in der ansonsten nicht dafür freigegebenen Einbahnstraße war fast auf ganzer Länge erlaubt, nur vor der Apotheke sollte man in die Waldstraße abbiegen.

Als Zwischenergebnis aus eigenen Beobachtungen als Quasi-Anlieger (nur 100 m) funktionieren die gelben Sitzmöbel dort schlechter, für eine Aufenthaltsqualität müsste auf einigen Abschnitten wesentlich mehr getan werden. Die Leseecke wird frequentiert. Der Durchgangsverkehr ist nach anfänglichen Problemen stark reduziert, ohne dass es auf anderen Straßen zu mir bekannten Problemen kam. Wirklich wundern tut das nicht, gibt es doch zum einen offenbar ein Verkehrsgutachten, das dies voraussagte, und zum anderen kommt man in Gegenrichtung schon Jahrzehnte ohne diese Verbindung aus. Nachgebessert wurde die Zahl der Rollstuhlparkplätze.

Die Idee ist im übrigen wahrlich nicht neu. Nach dem ersten 1996er Bürgerentscheid zur U-Strab, als ich im VCD aktiv wurde, war eine meiner ersten Aufgaben die Teilnahme an der 2. Runde des städtischen „AK ÖV“, der Alternativen zur U-Strab suchen sollte. Teil der Unterlagen waren auch Konzepte zur Innenstadt, u. a. zwei Pläne „Zielkonzept zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt“ und „Schritte zur ...“, leider undatiert, aber vmtl. von Ende der 80er oder Anfang der 90er. Schon darin wurde die Umwandlung zur Fußgängerzone als „mittelfristige Maßnahme“ vorgeschlagen, wenn auch zwischen Karlstor und Akademiestraße, neben anderen Maßnahmen wie Passagehof und (sogar als „kurzfristig“) die westliche Kaiserstraße. An diese Ziele haben auch die Verbände und Bürger öfters erinnert, bspw. 2002 im Beteiligungsverfahren „City 2015“ vor dem zweiten Bürgerentscheid zur U-Strab, erst die Tage wurde ich von einer zufällig getroffenen Co-Teilnehmerin daran erinnert, dass wir alles so schon vor 20 Jahren vorgeschlagen haben. Ganz ähnliche Ideen wurden im Beteiligungsverfahren „ÖRMI“ von Bürgern und Verbänden vorgeschlagen. „Was lange währt, wird endlich gut“? Hoffentlich!

Wahrscheinlich ist nicht nur ÖRMI der Motor der neuen Entwicklung, sondern auch der geplante Umbau mit Verlegung der Haltestelle Europaplatz. In der Planfeststellung der U-Strab wurde anfangs noch die Lage der künftigen oberirdischen Haltestelle offen gelassen, später sollte der Standort auf dem Platz beibehalten und der in der Karlstraße aufgehoben werden.

Offen ist beim Karlsruher Modell noch die Einfädelung der Linien S31/S32 in die Innenstadt statt sie am Hauptbahnhof enden zu lassen. Früher war geplant, dass sie am Gleisbauhof der DB ausfädelt, über die Kriegsstraße fährt und am Ettlinger Tor zum Hauptbahnhof abbiegt, was dank U-Strab nicht mehr geht. Der Umweg für Fahrgäste mit Ziel Hauptbahnhof wurde damals kritisiert, denn alte Studien zeigten, dass nördlich von Weingarten die meisten dorthin wollten. Inzwischen wurde und wird das ÖV-Angebot der „richtigen“ Eisenbahn (u. a. S-Bahn RheinNeckar + RE) ausgebaut, so dass dorthin genug alternative Verbindungen bestehen, während der Anschluss der City weniger gut geblieben ist. Deswegen greift man diese alte Idee wieder auf, diesmal mit Ziel Europaplatz über die Kriegsstraße ohne Ziel Hauptbahnhof. Wo sie enden soll, ist noch offen. Nötig wird aber für die Barrierefeiheit, da sie mit Zweisystem-Mittelflurbahnen gefahren wird, ein 55 cm hoher Bahnsteigteil zusätzlich zum 34 cm hohen Bahnsteig für die innerstädtischen Linien. Diesen „Buckel“ kennt man aus der U-Strab, vom Gottesauer Platz und den Halten in der Kriegsstraße, wo man die Pläne noch passend dazu geändert hatte.

Auf dem Europaplatz selbst wäre die Haltestelle bzgl. Umsteigebeziehungen zur Tiefhaltestelle mit den darauf ausgerichteten Zugängen zwar besser aufgehoben, aber da ist nicht genug Platz, ein Zugang ist im Weg. Man könnte womöglich andere Lösungen finden, aber alle nur mit hohem Aufwand und wenig zufriedenstellendem Ergebnis, weswegen wir der von der Stadt im Planungsausschuss vorgeschlagenen Lösung, die Haltestelle „um's Eck“ in die Karlstraße zu verlegen, nach sorgfältiger Abwägung positiv gegenüberstanden. „Leider“ braucht ein barrierefreier Halt nach modernen Richtlinien in der Breite deutlich mehr Platz als heute, so dass diese Verlegung „leider“ nicht mit einem Verbleib des MIV-Durchgangsverkehrs kompatibel ist. Die von uns seit Jahrzehnten gewünschte Sperrung ist also nicht mehr weiter auf Protest von Autofahrern aufschiebbar, sondern wird nun „alternativlos“ sein und daher relativ bald kommen. Je nachdem, wie künftig die Radfahrer dort fahren, wünschten wir uns wegen der Belieferung noch Nachbesserungen des Querschnitts.

Teil der vorgestellten Planung ist auch die zusammen mit der U-Strab geplante, aber noch fehlende Haltestelle zwischen Hirsch- und Leopoldstraße, die auch zwangsläufig die westliche Kaiserstraße beruhigen wird. Sie reduziert die heute durch Verlegung der Haltestelle Mühlburger Tor zu lang gewordenen Fußwege zum ÖV. Die nötigen Änderungen am Kaiserplatz sehen im Plan noch alles andere als gut gelungen aus, sie führen u. a. zu Gefahren für Radfahrer im Gleisbereich, was wir monierten. Wünschenswert wäre auch eine Umgestaltung zumindest des südlichen Dreiecksplatzes in der Ecke des Kaiserplatzes, wo die Außengastronomie bisher über die Fahrbahn hinweg bedient werden muss.  

Heiko Jacobs

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