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Bauprojekt im Park — Forum Recht

Quelle: Fränkle, Stadt Karlsruhe, schwarzer Umriss (Forum Recht) vom Verfasser

Am Karlstor soll mit dem „Forum Recht“ ein Gebäude in unmittelbarer Nähe zum BGH entstehen. Da wir, ebenso wie die Initiative „Unser Karlsruhe — lebenswert — nachhaltig — klimagerecht“, den gewählten Standort in der Grünanlage kritisieren, geben wir im Folgenden Auszüge aus dem im Bürgerblatt bereits im letzten Jahr veröffentlichten Beitrag des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine Helmut Rempp wieder:

So unverzichtbar das „Forum Recht“ für die „Residenz des Rechts“ Karlsruhe ist, so ungeeignet ist der Standort direkt am Karlstor aus Gründen des Städtebaus, des Denkmalschutzes im Sinne des kulturellen Erbes und der Erhaltung des historischen Parks bis zum Karlstor.

So beginnt der Offene Brief der Initiative „Unser Karlsruhe — lebenswert — nachhaltig — klimagerecht“ vom 18.10.2019 an die Fraktionen des Gemeinderates und die Stadtverwaltung / den Oberbürgermeister. Die Initiative „Unser Karlsruhe“ ist ein Zusammenschluss von Institutionen der Wirtschaft, Stadtgesellschaft sowie des Umwelt- und Naturschutzes. Über die Initiative wurde im Fächerblick des Heftes 3/2019 berichtet.

Weiter heißt es im Offenen Brief:

Auch für unsere Initiative ist das Projekt des „Forum Recht“ für Karlsruhe von großer Bedeutung. Unverständlich sind jedoch für uns die Argumente, mit denen die Verantwortlichen der Stadtverwaltung mit dem beratenden Architekten, Prof. Grether, einen großvolumigen Neubau, ausgerechnet im Parkgelände zwischen Karlstor und dem Hauptgebäude des Bundesgerichtshofs, dem ehemaligen Erbgroßherzoglichen Palais, politisch durchsetzen will. Das „Forum Recht“ hat seiner außerordentlichen Bedeutung nach einen sehr viel besseren städtebaulich hervorgehobenen Standort verdient.

Denn das geplante Forum wird sich als groß dimensionierter, mehrgeschossiger Bausolitär mitten im Garten in Konkurrenz zum Palais erheben, wie das vorgesehene Baufenster zeigt (schwarzer Umriss im Luftbild). Dafür ist nicht nur das Fällen von wüchsigen Bäumen notwendig, sondern das Projekt wird die städtebauliche Situation tiefgreifend verändern und das Stadtbild in diesem Bereich stark beeinträchtigen.

Überhaupt ist die Zerstückelung des Gartens, die Negierung seiner historischen Bedeutung für Karlsruhe, ein Skandal. Es geht hier nicht nur um das Fällen von 10 — 12 Bäumen, sondern um die Tatsache, dass eine Gartenanlage, die bis ins Jahr 1817 zurückreicht und zusammen mit dem östlich angrenzenden Nymphengarten eine städtebauliche und gartenhistorisch bedeutsame Grünzone am südlichen Rand der Innenstadt bildet, als schnödes Bauland angesehen wird. Die südliche Begrenzung der Innenstadt mit den genannten Parkanlagen Nymphengarten, Friedrichsplatz, Palaisgarten ist ein Alleinstellungsmerkmal im Stadtbild und damit von ähnlich historischer Bedeutung wie Schlossgarten und Fächer.

Wie bei anderen Architekturwettbewerben in Karlsruhe wurden beim Stadtbauforum die Bürger auch im Fall des „Forum Recht“ im Palaisgarten beschwichtigend auf die Kreativität der Architekten, die es schon richten werden, hingewiesen. Wettbewerbsergebnisse sind allerdings immer nur so gut wie der Rahmen, den der Bauherr vorgibt. Im Fall eines durchgeboxten „Forum Recht“ im Parkareal neben einem Hauptwerk des badischen Historismus gehen Bauprogramm und Bauplatz nicht konform — allen schnell zu durchschauenden verbalen Beschwichtigungen zum Trotz.

Erinnert sei an den Wettbewerb zur Erweiterung des Bundesverfassungsgerichtes am Schlossplatz mit dem Ergebnis einer weitgehenden Zerstörung des alten Botanischen Gartens. Dieser Eingriff konnte durch den Protest der Karlsruherinnen und Karlsruher schließlich verhindert werden, und die Erweiterung des Verfassungsgerichtes konnte moderater erfolgen.

[.....]

Angesichts der Klimaveränderung und der gesellschaftlichen Diskussionen zur Ergreifung von Maßnahmen gegen die Verschlechterung des Stadtklimas ist ein Eingriff in den Park mit seinem Baumbestand nicht mehr vertretbar. Hier müssen Bund, Länder und Städte als Vorbild fungieren.

Wir verkennen nicht, dass ein veränderter Standort die Gesetzeslage betrifft und Eigentümerfragen aufwirft. [...] Bei entsprechendem politischem Willen sind auch die Liegenschaftsfragen zu verhandeln. Nochmals: Es handelt sich nicht um ein nachrangiges Gebäude, sondern um eine Einrichtung von nationaler Bedeutung.

In Karlsruhe muss bedacht werden, dass in der Innenstadt durch die Kombilösung bereits mehrere hunderte vitale Bäume geopfert worden sind. Die vorgesehenen Ersatzpflanzungen 1:1 berücksichtigen nicht, dass ein wirksamer Ersatz erst in 50 — 60 Jahren erreicht wird und deshalb bis dahin eine erhebliche Verschlechterung der Luft und des Stadtklimas eintritt, die durch die umfangreichen vorgesehenen Baumpflanzungen in der Kriegsstraße leider nicht kompensiert werden kann. Weitere Bauvorhaben im Bereich der Innenstadt, wie Landratsamt, Staatstheater, Kaiserstraße gefährden nach der heutigen Planung den Baumbestand der Innenstadt in erheblichem Maße, wenn nicht neu gedacht wird.

Wegen seiner außerordentlichen Bedeutung nicht nur für Karlsruhe, sondern für die gesamte Bundesrepublik muss für das „Forum Recht“ ein neuer Standort gefunden werden, der seine Bedeutung auch städtebaulich unterstreicht. Wir sehen deshalb in Symmetrie zur Mittelachse der Stadt, zwischen „Platz der Grundrechte“ und Schloss, auf der anderen Seite des Bundesverfassungsgerichtes an der Ostseite des Schlossplatzes einen sehr geeigneten Standort. Dieser ist heute noch von den Pavillons des KIT besetzt, die wegen Schadstoffbelastung seit einigen Jahren leer stehen und saniert oder abgerissen werden müssen.

[...] Der vorgeschlagene Standort ist in unmittelbarer Nähe zum Schloss (dort wurde schon vor 200 Jahren eine 1. Verfassung verkündet) als Pendant zum Bundesverfassungsgericht und in der Nähe zum „Platz der Grundrechte“ weitaus prominenter als am Karlstor. Auch eine Synergie mit dem Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft (ZAR) am KIT ist nicht zu unterschätzen.

Aus historischen, städtebaulichen und stadtklimatischen Gründen ist deshalb unseres Erachtens der in der Machbarkeitsstudie vorgestellte Standort für die Stadt Karlsruhe und den Bauherrn Bundesrepublik Deutschland nicht vertretbar.
Helmut Rempp

Anmerkung der Redaktion: Laut BNN vom 17.2.2020 will das KIT für das Forum Recht nicht weichen, sondern die Gebäude am oben vorgeschlagenen Alternativstandort sanieren, weil es auf diese Flächen nicht verzichten kann. Das Ende der Diskussion um diesen Standort scheint das wohl noch nicht zu sein: Politiker fordern weiterhin die Prüfung dieses Standortes.

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/20

Stand des Artikels: 2020! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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